Der Filmkünstler ÉMILE V. SCHLESSER lädt mit dem Jazz-Trio REIS DEMUTH WILTGEN zum multimedialen Erlebnis.
Er studierte beim letzten deutschen Malerfürsten Markus Lüpertz - und stellte fest, dass es ihn doch mehr zum Film zieht. Seinen Abschluss an der Düsseldorfer Kunstakademie machte Émile V. Schlesser vor drei Jahren als Meisterschüler von Marcel Odenbach, einem Pionier der Videokunst. Schlesser dreht heute vor allem Filme, lebt in Düsseldorf und spricht akzentfrei Deutsch. Er sei eben „wie praktisch jeder Luxemburger" viersprachig aufgewachsen. Für den Künstler bedeutet seine Herkunft aber auch, jedes Treatment und jeden Drehbuchsatz in eine Fremdsprache übersetzen zu müssen, denn die wenigsten Nichtluxemburger verstehen „Letzebuergesch".
Das Übertragen von Inhalten aus einem Bedeutungssystem ins andere ist, wenn man so will, auch das Thema von Emile V. Schlessers Beitrag zu Esch2022. Unter dem Titel „Synaesthesia" wird der 34-jährige gemeinsam mit dem luxemburgischen Jazz-Trio Reis Demuth Wiltgen binnen zehn Tagen 20 Live-Auftritte absolvieren, vom 7. bis 17. Juli 2022. Die Künstler werden dabei unsichtbar bleiben, die jeweils nur 50 Zuschauer dagegen im Zentrum des Sockels des ehemaligen Hochofens C sitzen, der eine Art Plattform bildet, umgeben von einer transluzenten Leinwand, auf die Schlesser seine holografischen Projektionen wirft. Film und Jazz sollen eine multimediale Einheit bilden, so wie Töne und Buchstaben es für ihn immer schon taten. Der Maler und Filmemacher ist nämlich Synästhetiker, erzählt er. Das sei ihm aber erst spät im Leben wirklich bewusst geworden, er fand es eben normal, dass er Töne automatisch mit Farben visualisiert.
Sehen oder hören kann man von „Synaesthesia" im Moment noch nichts - gerade werden die Bilder geschaffen und die Musik komponiert, was immer nur gleichzeitig geht, so eng sind die Komponenten des Spektakels aufeinander bezogen. Den visuellen Part vergleicht der Luxemburger mit einem LSD-Trip, als audiovisuelles Spektakel - der Socle C mit seiner postindustriell-brachialen Ästhetik wird zur Bühne eines Farbrausches. Die Kooperation des Pianisten Michel Reis, des Kontrabassisten Marc Demuth und des Schlagzeugers Paul Wiltgen mit Emile V. Schlesser wird wohl einer der aufwendigsten Beiträge von Esch2022 sein.
Immerhin kennt man sich: Das Trio spielt seit 2002 zusammen und Schlesser drehte bereits mehrere Videos für die drei Musiker. Nun stürzen die Luxemburger sich in ein Projekt, für das jeder neu denken muss. „Wir bauen wirklich eine Geschichte zusammen. Das geht weit darüber hinaus, für ein Klaviertrio zu komponieren. Es ist unser konzeptuellstes Werk bislang", kommentieren die Musiker.